„Wenn du Japanisch lernen willst, beschäftige dich zuerst mit Hiragana“ bekommt man als Anfänger oft zu hören. Doch wie viel Wahrheit steckt da eigentlich drin? Und was sind Hiragana überhaupt?
Um die Frage beantworten zu können, ob Hiragana wirklich notwendig sind, musst du zuerst verstehen, was Hiragana überhaupt sind. In diesem Artikel erfährst du, wie sie funktionieren und wofür sie gebraucht werden.
Die Silbenschrift Hiragana
Wie die Überschrift bereits verrät, handelt es sich bei Hiragana um eine Silbenschrift. Unsere deutsche Schrift wird mit den Schriftzeichen der lateinischen Sprache abgebildet. Alle 26 Buchstaben sowie die Umlaute und das „ß“ können alleine stehen und in ihrer Zusammensetzung beinahe beliebig geändert werden.
Die japanische Sprache dagegen bestehen aus Silben, die zwar bis auf ein paar wenige Ausnahmen beliebig aneinandergereiht werden können. Sie selbst können jedoch nicht getrennt werden. Die japanische Silbe ma (ま) zum Beispiel kann zwar vor und hinter andere Silben gestellt werden. Das „m“ und das „a“ selbst können jedoch nicht einfach auseinandergerissen werden. „M“ alleine gibt es so im Japanischen auch gar nicht.
In der japanischen Sprache spricht man bei diesen Zeichen nicht von Silben, sondern von Moren. Die korrekte Bezeichnung wäre daher Morenschrift. Alle Hiragana stammen ursprünglich von chinesischen Schriftzeichen ab. Diese nennt man Kanji.
Fünf Moren als Grundpfeiler
Heutzutage werden noch 46 Moren gebraucht. Sie bauen auf den Vokalen a, i, u, e und o auf. In der Vergangenheit bestand die Schrift zwar aus mehr als 46 Moren, einige davon wurden im Laufe der Zeit jedoch abgeschafft.
Die 50-Laute-Tafel (gojū onzu, 五十音図) bildet die Grundlaute der japanischen Silbenschrift Hiragana ab.
Um die Hiragana zu bilden, kombinieren wir also, abgesehen von den Vokalen a, i, u, e und o, jeweils einen Konsonanten mit einem Vokal. Eine Ausnahme bildet hier die More n (ん), die ohne Vokal auskommt. Trotz fehlendem Vokal spricht man hier aber von einer More – einer der Gründe, warum in der japanischen Sprache nicht von Silben die Rede ist.
Einige Laute werden heutzutage nicht mehr genutzt
Wirft man einen Blick auf die 50-Laute Tafel, fällt schnell auf, dass einige Zeichen fehlen. In der y-Reihe ist der Platz, an dem die Moren yi und ye stehen sollten, leer. Diese Moren hat es jedoch auch nie gegeben.
Bei den Moren wi, wu und we aus der w-Reihe dagegen sieht das ganz anders aus. Wi und we haben in der Vergangenheit zwar existiert, jedoch wurden sie zur Meiji-Zeit (1868 – 1912) aus der Tabelle entfernt. Die Moren fanden in der Literatur zwar Anwendung. Von der breiten Masse wurden wi und we jedoch in der Regel nicht verwendet, weshalb man sich dafür entschied, komplett auf die Moren zu verzichten.
Anwendung von Hiragana
In der japanischen Sprache verwendet man drei Schriftsysteme. Neben den Hiragana gibt es auch die sogenannten Katakana und die Kanji, die aus China übernommen wurden.
Theoretisch lässt sich die japanische Sprache auch in unserer Schrift abbilden – die Rede ist dann von Rōmaji. Üblich ist das jedoch nicht. Du wirst auch keinen Japaner finden, der so schreibt. Darüber hinaus lassen sich grammatische Zusammenhänge wie Flexionen viel einfacher verstehen und nachvollziehen, wenn man Hiragana beherrscht.
Das Erlernen der Morenschrift macht also durchaus Sinn und ist in jedem Fall empfehlenswert. Wenn du die japanische Sprache erlernen willst, machst du also nichts falsch damit, zunächst mit den Hiragana zu beginnen. Und wenn du dabei Unterstützung brauchst, würden wir uns freuen, dich in unserem Japanisch-Grundkurs begrüßen zu dürfen.